Zu Martinimarkt  am 10. und 11. November 2019 fand unser Cafe´ und die Ausstellung zum Thema Notgeld in der Alten Amtmannei am Kastanienplatz in Nottuln statt.

"Notgeldausstellung des Historischen Vereins an Martinimarkt wurde durch besondere Exponate erweitert"

Seltene Exponate:

Geldscheine und Münzen aus verschiedensten Materialien.

Fotos aus der Ausstellung von Friedhelm Becker

Viele Informationen aus alten Katalogen und Unterlagen.

Die Besucher konnten viele interessante Exponat bewundern, sowie Erklärungen und Informationen zum Thema Notgel durch den Sammler Friedhelm Becker erfahren.

Das Historisches Cafe´und die Ausstellung zum Thema Notgeld in der Alten Amtmannei am Kastanienplatz in Nottuln an den Martinitagen war ein voller Erfolg. Dank an die Kuchenspender und fleißigen Helfer.

 

Helfer und Vorstand Verein Historisches Nottuln e.V.

Alte Amtmannei am Kastanienplatz


Notgeld aus Geldnot

 

 

 

Unter diesem Motto zeigt der Verein Historisches Nottuln e.V. während des Martinimarktes am 10. und 11.November 2019 in der Alten Amtmannei in Nottuln eine interessante Ausstellung dieser historischen Geldscheine und Münzen aus der Zeit des ersten Weltkrieges und der folgenden Inflation.

Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges am 28. September 1914 benötigte das preußische Heer kriegswichtiges Metall zur Herstellung von Waffen und Munition. So begann der Staat Nickel- und Kupfermünzen aus dem Verkehr zu ziehen, was alsbald zu einem Kleingeldmangel in der Bevölkerung führte. Außerdem begann die Reichsbank Gold- und Silbermünzen zur Finanzierung des Krieges einzuziehen. Aber auch Privatpersonen wurden aufgefordert, Goldmünzen zu spenden. Sie erhielten dafür dann eine Ehrennadel aus Eisen mit der Prägung „Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr“.

In einer Art Selbsthilfe stellten deshalb Städte und Gemeinden, Privatunternehmen, Geschäftsleute, Gastwirte, Vereine, ja sogar im weiteren Verlauf des Krieges Kegelclubs und sogar Privatpersonen „Ersatzwertzeichen“ her. („Nur in meinem Hause gültig“)

 

Anfangs ersetzten diese Ersatzgeldscheine auch in schlichter Form die fehlenden Kleingeldmünzen. Doch mehr und mehr wurden diese Kuriositäten gesammelt und dem Einfallsreichtum der Herausgeber waren keine Grenzen gesetzt. Die Scheine, die anfangs aus Pappe oder Papier bestanden und immer bunter wurden, erschienen in einigen Städten auch aus Seide, Leinen, Jute, Samt und sogar aus Leder und Holz. Auch Münzen, anfangs aus Aluminium erschienen in einigen Regionen aus Bakelit, gepresstem Kohlenstaub, Steingut und Porzellan.

 

Liebevoll gestaltet geben die Scheinchen mit Nennwerten von 1 Pfennig bis zu 3 oder 5 Mark zumeist auf ihren Rückseiten Ortsgeschichte, Geschehnisse, Scherenschnitte, kunstvolle Zeichnungen oder humorvolle Gedichte zumeist in plattdeutscher Sprache wieder.

 

Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der beginnenden Inflation mit immer weiter steigenden Löhnen, Gehältern und Preisen wurde der Geldbedarf des Reiches von Woche zu Woche, von Tag zu Tag und  ab 1922 von Stunde zu Stunde  immer größer.

 

So bittet zum Beispiel die Sparkasse in Coesfeld die Landesbank selbst Geld drucken zu dürfen, da, wenn der Lehrling abends mit dem Zug nach Münster führe, um Geldnachschub zu holen, dieses am Morgen schon nichts mehr wert sei.

 

Und da begann die Zeit der echten Geldnot und Notgeld, sowie Reichsgeld wurde rund um die Uhr in ca. 130 Druckereien Deutschlands in riesigen Mengen hergestellt.

 

Friedhelm Becker aus Coesfeld, Sammler dieser Kuriositäten zeigt eine kleine Auswahl seiner Schätzchen und ist an allen Tagen Ansprechpartner für Interessierte.

 

 (Bericht und Fotos der Exponate von Friedhelm Becker aus Coesfeld)

Für den Historischen Verein meist in preußischer Uniform unterwegs und in Zivil kaum zu erkennen,

der Sammler Friedhelm Becker aus Coesfeld


Pressebericht:

"Notgeldausstellung des Historischen Vereins an Martinimarkt wurde erweitert"

Wie in jedem Jahr wird der Verein Historisches Nottuln an Martinimarkt auch dieses Mal wieder sein „Historisches Café in der Alten Amtmannei betreiben, und wie immer wird es neben Kaffee und Kuchen auch eine Ausstellung mit historischem Bezug geben. Waren im letzten Jahr die fantastischen Zinnfiguren der in Münster ansässigen "Gesellschaft der Freunde kulturhistorischer Zinnfiguren e.V.“ zu sehen, so wird in diesem Jahre der Sammler Friedhelm Becker aus Coesfeld ausgesuchte Teile seiner Sammlung an Notgeld ausstellen (wir berichteten bereits). Nachdem der Vorstand sich im Hause Becker einen ersten Eindruck von der großen Anzahl von Sammelstücken verschaffen konnte, wurde entschieden, den ursprünglich geplanten Umfang der Ausstellung zu erweitern: In zusätzlich aufgestellten Vitrinen werden nun neben zahlreichen Scheinen aus der Provinz Westfalen auch sogenannte „Kuriositäten“ aus der Sammlung Becker präsentiert werden. Dabei handelt es sich um besonders seltene und interessante Stücke wie zum Beispiel liebevoll bestickte, teils mit Borten umhäkelte Geldscheine aus diversen Stoffen (speziell aus der ehemaligen Stoffmetropole Bielefeld), oder Geldscheine aus Holz (Österreich) oder Leder, oder Münzen aus Steingut oder Porzellan, Briefmarken-Kapselgeld, Briefmarken-Taschengeld uvm. Ferner wird Notgeld gezeigt, das sich durch den besonderen Humor seiner Herausgeber auszeichnet. Zum Beispiel Geldscheine, die ein Theaterbesitzer mit dem Aufdruck „Nur in meinem Hause gültig" versehen hatte oder solche, die garantiert "überhaupt nicht eingelöst" würden, zeugen davon, dass unsere Vorfahren offenbar trotz der Leiden, die der 1. Weltkrieg und die Folgezeit mit sich brachten, ihren Lebensmut nicht verloren hatten. Die sehenswerte Ausstellung dieser interessanten Zeugen einer Zeit, die nun etwa einhundert Jahre zurückliegt, ist parallel mit dem Café geöffnet am Sonntag, den 10. (12 bis 18 Uhr) und Montag, den 11. November 2019 (11 bis 17 Uhr). Eine offizielle Eröffnung mit fachkundiger Einführung in die Thematik findet am Sonntag um 14:30 Uhr statt. Der Verein freut sich auf viele interessierte Besucher.

Außerdem sind wie immer Kuchenspenden herzlich willkommen.

 

 

Text:Hans.Gabbert

 

 

 

Hinweis: Über die Notgeldgeschichte und Geschichten auf Notgeldscheinen steht auch in der Broschüre "Blickpunkt" (Ausgabe August 2019) , Magazin zur Kultur, Geschichte und Freizeit im Westmünsterland ein informativer Bericht.